Konzertkritik: Zarte Verwöhnung mit Oboenklängen

Deliziöse Klänge kommen aus diesem zierlichen Instrument, der Oboe, am 18. Juni 2017 in der Kirche Maria Königin Baldham. Albrecht Mayer (Oboe) erweckt Stücke von Mozart, Saint-Saens, Schumann und Beethoven mit Begleitung von Evgenia Rubinova (Klavier) zum Leben. Aber nicht nur Oboenstücke gibt es zu hören. Rubinova spielt Variationen und Motive von Beethoven und Liszt.

Genüsslich spielt Mayer die erst Mozartsonate, die eigentlich für Violine und Klavier geschrieben ist. Das Arrangement für Oboe und Klavier ist jedoch fast das gleiche. Der zuckersüße Klang der Oboe kommt in der Kirche wunderbar zur Geltung. Auch in den letzten Reihen sind alle Feinheiten zu hören.
Rubinova verkörpert die verschiedenen Variationen über den russischen Tanz aus dem Ballet Das Waldmädchen einzigartig. Jede Variation vermittelt ein anderes Gefühl. Die eine wirkt schon allein durch die Bewegungen der Pianistin laut und unruhig; die nächste wirkt dagegen träumerisch zart.
Vor Camille Saint-Saens Sonate für Oboe und Klavier spricht er kurz über freitonale Musik und Komponisten, die nicht passend zu ihrer Zeit komponiert haben. Daraufhin werden die Musiker mit tosendem Applaus in die Pause geschickt.
Vor der Darbietung der Drei Romanzen für Oboe und Klavier von Robert Schumann, erklärt Mayer, dass Schumann die schönste Musik geschrieben habe, als es ihm schlecht ging, bezogen auf dessen Depressionen. Außerdem warnte Mayer das Publikum vor sie mögen sich nicht besorgen, wenn sich seine Gesichtsfarbe von einem „leichten rosa“ zu einem „bedrohlichen dunkellila“ ändere. Das sei bei diesem Stück normal. Sogar beim bekannten ARD Musikwettbewerb werde nicht verlangt alle Sätze hintereinander zu spielen.
Zugegeben man machte sich schon ein bisschen Sorge bei Mayers Gesichtsfarbe im letzten Satz, jedoch wurde diese von dem schönen romantischen Vibrato, auch beim allerletzten Ton, vollständig weggeblassen.
Franz Liszt’s Capriccio alla Turca für Klavier ist lebhaft und inspirierend. Die „ritardandi“ und „accelerandi“ kombiniert Rubinova hervorragend mit Dynamikunterschieden. Ihre innige Musikalität zeigt sie bei turbulenten Passagen nebst hohen brillierenden Glockentönen
Das letzte Stück des Abends, ursprünglich eine Beethoven-Sonate für Violine und Klavier, dürfte für Oboe etwas schwieriger sein, als für die Violine. Sie hat keinen langen Bogen mit dem sie Töne unendlich lange aushalten kann und mit dem Ansatz, also dem Beginn eines Tones, ist es auch schwieriger. Dies meistert Mayer jedoch hervorragend. Sein Ansatz ist immer sauber genauso wie die Intonation.
Ein wunderbares Konzert, bei dem man durch die amüsanten Redeeinwürfe von Albrecht Mayer sogar an musikalischem Fachwissen gewann. Leider kam das Klavier bei den Solostücken durch den Hall in der Kirche etwas zu laut an.

Bild: Maximiliane Norwood

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