“Ruhe, Herr AfD-Kandidat!”

Die Straßen im Neubaugebiet sind immer noch nicht benannt. Nach den Unstimmigkeiten in der vergangenen Sitzung des Gemeinderates landete das Thema wieder auf der Tagesordnung der Dezembersitzung. Namen wurden aber wieder keine beschlossen – zu viele verschiedene Vorschläge gibt es. CSU-Franktionschef Niebler stellte deshalb einen Geschäftsordnungsantrag auf Vertagung. Trotz bereits erfolgter Gegenrede und Annahme des Antrags kam es zu heißen Diskussionen im Gemeinderat. Ein Mitglied wollte die Vertagung nicht akzeptieren.

Michael Niebler beantragte, den Punkt abzusetzen. Aus der Tischvorlage solle der Ältestenrat stattdessen einen Vorschlag erarbeiten, der Allen Gerecht werden würde. Mit 7 Gegenstimmen wurde dieser angenommen. Nach erfolgter Gegenrede hätte laut Geschäftsordnung die Abstimmung erfolgen müssen. Manfred Schmidt (FBU/AfD) akzeptierte die Absetzung jedoch nicht und versuchte ebenfalls, eine Gegenrede zu halten. Da dies nicht vorgesehen ist, gab es ein Wortgefecht. Manfred Schmid versuchte trotz lauter Proteste zahlreicher Ratsmitglieder weiterhin, seine Meinung zu äußern. Diese wurden so laut, bis er mit den Worten „Ruhe, Herr AfD-Kandidat“ zum Schweigen gebracht wurde.

Die Verwaltung hatte ihren Namensvorschlag von der letzten Sitzung geändert. Der rote Faden solle weiterhin beibehalten werden, jedoch soll die Verwechslungsgefahr geringer sein. Die Haupterschließungssttraße soll Am Wiesenfeld heißen, die weiteren Straßen sollen die Namen Blumenwiesenweg, Streuwiesengasse, Kräuterwiesenstich, Bergwiesenanger, Lohwiesenstieg sowie Gräserwinkel und Spatzenweg tragen. Für die Ringstraße ist der Name Geschwister-Scholl-Straße vorgesehen.

Der Verwaltungschef, Bürgermeister Reitsberger, hat hingegen andere Vorschläge. Er fände eine Benennung nach Persönlichkeiten der Gemeinde sinnvoll.

Auch aus den Fraktionen kamen Benennungsvorschläge. Die Grünen möchten die Straßen „aussagekräftig und unterscheidbar“ machen. Da Widerstandskämpfer des Dritten Reichs sowie Wissenschaftler in der Straßenbenennung der Gemeinde unterrepräsentiert seien, schlägt man eine Benennung einer dieser Gruppen vor, wobei die Widerstandskämpfer priorisiert werden sollen.

Manfred Schmidt (FBU/AfD) favorisiert eine Benennung nach Widerstandskämpfern gegen das Nazi-Regime, unter anderem nach Hans und Sophie Scholl, Graf Stauffenberg, Dietrich Bonhoeffer und Generalfeldmarschall Erwin Rommel. Er begründete seine Namensvorschläge ausführlich mit den historischen Hintergründen zum den Persönlichkeiten. Die Grünen lieferten ähnliche Vorschläge, unter anderem mit dem Rupert-Mayer-Winkel und dem Willi-Graf-Anger. Er fand zudem kein Verständnis für die vorherige Straßenbenennung der Gemeinde. Das Biologiebuch sei „unisono […] rauf und runter“ bemüht worden und vor den Jahreszeiten habe man auch keinen Halt gemacht. Wurden Straßen nach Persönlichkeiten mit Gemeindebezug benannt, konkret nach Franz Kamerseder und Karl Böhm, versetzen diese Schmid ins Grübeln und stießen auf sein „totales Unverständnis“.

Herbert Uhl (FW) kritisierte ebenfalls die Verwechslungsgefahr der Verwaltungsvorschläge und schlug deshalb die Benennung der Haupterschließungsstraße nach Udo Jürgens vor. Die weiteren Straßen sollen nach Persönlichkeiten mit Ortsbezug, ersatzweise nach Wissenschaftlern aus Luft- und Raumfahrt benannt werden.

Die CSU- sowie FW-Fraktion sowie Renate Will (FDP) und Bürgermeister Reitsberger stellen sich eine Benennung entweder „neutral“ (in etwa mit Blumenarten) oder durch Namen von Persönlichkeiten mit direktem Bezug zur Gemeinde, vor.

Die Benennung wurde vertagt, nun wird im Ältesten- und anschließend wieder im Gemeinderat darüber diskutiert.

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