Bürgerpark mit Abstrichen

Der lang diskutierte Bürgerpark beim Verkehrsübungsplatz soll nun endlich kommen – eine entsprechende Planung wurde dem Umweltausschuss am Dienstag vorgestellt. Die bisherige Kostenschätzung wurde überstiegen – was zu regen Diskussionen um Einsparmöglichkeiten sorgte. Am Ende einigte man sich auf eine Lösung mit Abstrichen zur vollen Planung.

Rund 250.000 Euro steuert der Bund zu. Vaterstetten hatte sich für eine Förderung des Projekts beworben und war eine der 150 Kommunen, die unter den 400 Bewerberinnen den Zuschlag erhielten. Allerdings musste man im Vergleich zu den ersten Planungen noch einige Stellschrauben drehen. Insgesamt dauert die Umsetzung länger als geplant: Die Aufstellung von Sportgeräten stand vergangenen Juli noch für das gleiche Jahr im Raum.

Die Idee startete mit einem Antrag der SPD-Fraktion aus dem Jahre 2016, der 2019 nochmals bekräftigt wurde. Letztes Jahr erhielt man dann die Zusage einer Förderung des Projekts. Im Fokus steht die Klimaveränderung. Dieser Fokus „muss sich in der Gestaltung auch ausdrücken“, so Maria Wirnitzer (SPD). Im Rahmen der Gestaltung sollen klimaschützende Maßnahmen einbezogen werden. Den Entwurf des Landschaftsarchitekten aus Grafing bezeichnete sie als „sehr guten Entwurf“, der „erfüllt, was wir uns vorstellen“.

Michael Haas, der den Entwurf plante und bereits den Wasserpark in Baldham gestaltete, stellte das Konzept vor, das allgemein viel Anklang fand. Geplant ist ein „Klimahain“ mit der Pflanzung von rund 40-50 sogenannter Zukunftsbäume, also Baumarten, die besonders stadtklimaverträglich sind. Infotafeln informieren über die Bäume.

Der Klimahain: Die „Zukunftsbäume“ (blau) sollen neu gepflanzt werden. Darstellung: Landschaftsarchitekt Michael Haas

Im Zentrum des Parks, in dem ein neuer Fuß- und Radweg entstehen soll, steht eine Bürgerwiese mit 80 Metern Durchmesser. Angedacht ist die Modellierung der Fläche durch einen Kiesunternehmer. Der Abbau des Kies ist dadurch kostenlos, dennoch fallen Kosten von rund 30.000 Euro für die Neubepflanzung der Fläche, die multifunktional, etwa für das Sonnwendfeuer, genutzt werden soll, an.

Der blaue Fuß- und Radweg soll neu entstehen. Die bestehende Straße wird teilweise zurückgebaut, am nordwestlichen Teil entsteht ein Bewegungsstreifen. Darstellung: Landschaftsarchitekt Michael Haas

Daneben soll ein Präriegarten mit klimaresistenten Stauden und Gräsern, eine Fläche mit Trockenrasen und eine Blumenwiese Platz im Park finden. Auch an der Planung des Trimm-Dich-Pfads wurde festgehalten: Insgesamt 10 Sportgeräte sollen aufgestellt werden. Daneben soll ein „Do it Yourself“ Spielplatz geschaffen werden – ohne Spielgeräte, dafür mit Naturmaterialien wie Kies und Sand. An der Verlängerung der Heinrich-Marschner-Straße, auf der sich derzeit ein Corona-Testzentrum befindet, soll ein Bewegungsband entstehen, mit einer möglichen Nutzung für Tischtennis, Basketball und Skaten. Ein Teil der Fläche soll zurückgebaut werden. Fahrradständer sowie Bänke und Steinkreise runden das Konzept ab.

Das Konzept fand viel Zustimmung. Allerdings haben es die Kosten in sich: Inklusive Honorar fallen bei der Umsetzung aller Maßnahmen rund 473.000 Euro an. Der Bund fördert aber nur 254.000 Euro – ursprünglich ging man von einer Förderung in Höhe von 90 Prozent der Kosten aus. Aus diesem Grund nannte der Landschaftsarchitekt einige Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten, um der ursprünglichen Kostenschätzung wieder zu entsprechen.

Es folgte eine lebhafte Diskussion. Sich an den ursprünglich geplanten Kosten zu orientieren war der Wunsch von Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). Maria Wirnitzer (SPD) hingegen regte an, neben Bänken könne man auch die Zukunftsbäume durch Sponsoring finanzieren: „da können wir Geld sparen“. Stefan Ruoff (Grüne) regte eine Slackline an, diese könnte man kostengünstig einfügen. Die Sitzkreise, die rund 25.000 Euro kosten würden, könne man auch im Rahmen eines Bürgerprojekts, etwa mit der VHS, herstellen. Als positiv lobte Ruoff die Vertiefung der Wiese, insgesamt wolle er die Planung „nicht gerne zu sehr zusammenstreichen“.

Die Bürgerwiese wird terrassenförmig auf eine Tiefe von 2-3 Meter abgesenkt Darstellung: Landschaftsarchitekt Michael Haas

Als „ausgesprochen gut“ bezeichnete Sepp Mittermeier (SPD) die Planungen. Beim Bürgerpark handelte es sich nicht um eine Anlage, „wo man mal durchmarschiert“. Auch, dass das Sonnwendfeuer weiterhin dort stattfindet, lobte er: „Keiner hat gerechnet, dass wir den Zuschuss bekommen“, so Mittermeier. Daher solle man die Planung in der vollen Version durchziehen. Die Kosten könne man mit Sponsoring reduzieren, so der Fraktionssprecher.

Maria Wirnitzer entgegnete, dass sich etwa am Abenteuerspielplatz etwas tue. Beim Bürgerpark sei man auch ursprünglich nicht von einer Minimallösung ausgegangen, allerdings hätten sich etwa die Baukosten gesteigert. Sie betonte die soziale Komponente des Parks und plädierte für die Umsetzung aller Maßnahmen. Es sei „wichtig, bestimmte Dinge auch umzusetzen und nicht zu warten“. Mit den vielen Streichpunkten würde die Bürgerwiese zur reinen Wiese in der Mitte, was der sozialen Komponente schade. Die große Lösung befürwortete auch Stefan Ruoff: „Wir bauen alles immer dichter“, daher müsse man einen Ausgleich im öffentlichen Raum schaffen.

So wird der Park nach Fertigstellung aussehen Darstellung: Landschaftsarchitekt Michael Haas

JU-Ortsvorsitzender und Gemeinderat Florian Pöhlmann (CSU) ergänzte, die Umsetzung des Bürgerparks sei der „absolute Tod“ für den von der JU veranstalteten Strohballenpool.

Leonhard Spitzauer glaubt, auch mit Umsetzung aller Streichposten sei der Park immer noch ein Bürgerpark und mahnte zur Kostendisziplin: „Ich glaube nicht, dass wir das Prädikat Bürgerpark nicht mehr verdient hätten.“ Unstimmigkeiten gab es dann bei der Abstimmung. Ursprünglich wollte Spitzauer nur über die Maximal- und Minimallösung abstimmen lassen. Nachdem die Umsetzung aller Maßnahmen, für die die SPD und die Grünen stimmten, keine Mehrheit fand, stellte der Bürgermeister die einzelnen Streichposten zur Disposition. „Das ist wirklich lächerlich“, beklagte Maria Wirnitzer.

Gestrichen wurde jeweils mit einer Mehrheit unter anderem die Anlegung von Sitzkreisen (25.000 Euro Netto) und eine Sitzmauer beim Spielplatz (14.000 Euro netto). Auch Tischtennisplatten und Basketballkörbe (rd. 10.000 Euro netto) fallen den Einsparmaßnahmen zum Opfer. Abfalleimer soll es nun ebenfalls keine geben. Eine Mehrheit fand hingegen die für Veranstaltungen wie das Sonnwendfeuer essenzielle Wasser- und Stromanbindung. Auch die mit rund 34.000 Euro brutto teure Modellierung der Rasenfläche fand eine knappe Mehrheit.

Nach Umsetzung aller Streichungen und der Neuberechnung der Baukosten durch den Landschaftsarchitekten, die B304.de vorliegt, kostet der Bürgerpark am Ende 380.800 Euro – Einsparungen durch ein Sponsoring von Bäumen noch nicht einbezogen. Nach Abzug der Förderung des Bundes bleiben der Gemeinde also Kosten in Höhe von etwa 135.000 Euro. Noch diese Woche werde der konkrete Plan eingereicht, um die Fördermittel abzurufen.

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